Unsere ForderungenUnsere Geduld ist am Ende! Handelt endlich! Wir sagen unsere Meinung und fordern unsere Rechte ein. Wir wollen, dass sich etwas verändert - im Leben der Menschen mit Behinderung, in der Gesellschaft und in der Politik.

Daten und Fakten
Menschen mit Behinderungen fehlt weiterhin die rechtliche Gleichstellung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, besonders in der Schulbildung und am Arbeitsplatz – das sind jedoch Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben. Viel zu oft wird vergessen, dass Selbstbestimmung nicht nur ein allgemeines Bedürfnis, sondern auch ein Bürgerrecht ist.

Derzeit leben geschätzte 85.000 Menschen mit intellektuellen Behinderungen in Österreich. Sie sind in allen Bereichen des Arbeitsmarktes unterrepräsentiert. Etwa 20.000 Menschen mit intellektuellen Behinderungen und psychosozialen Beeinträchtigungen arbeiten in Tagesstrukturen wie in Werkstätten. Diese Tätigkeiten fallen nicht unter Erwerbsarbeit. Bundesländer stützen diese Maßnahmen im Rahmen der Sozial- und Behindertenhilfe. Personen in Tagesstrukturen sind nicht arbeitslosenversichert, sie erhalten für ihre Arbeit kein Entgelt, sondern nur ein geringes Taschengeld. Das durchschnittliche monatliche Taschengeld liegt bei ca. 45-150 Euro, wobei die Beträge je nach Bundesland stark variieren. Der österreichweite Median liegt bei 54 Euro.

Eine vielfältige und inklusive Gesellschaft!
Die Vision der Lebenshilfe Österreich ist eine inklusive Gesellschaft, in der alle Menschen in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit anerkannt werden und wertgeschätzt zusammenleben. Warum? Weil wir alle verschieden sind und weil wir alle davon profitieren. Menschen mit Behinderungen nehmen als Bürger*innen mit allen Rechten an dieser inklusiven Gesellschaft teil und haben einen Rechtsanspruch auf bedarfsgerechte persönliche Unterstützung.

„Wir wollen unser Lebensumfeld aktiv mitbestimmen und wollen daher in allen Bereichen als Expert*innen in eigener Sache mitplanen.“

Chancengleichheit
Menschen mit Behinderungen sollen in ganz Österreich die gleichen Chancen und Rahmenbedingungen vorfinden. Es kann nicht sein, dass es vom Wohnort abhängt, welche Leistungen man bekommt und welche nicht.

„Wir fordern bundeseinheitliche Regelungen. Wir wollen als erwachsene und gleichberechtigte Bürger*innen wie alle anderen auch angesehen und nicht benachteiligt werden.“

Gehalt statt Taschengeld
Die Mehrzahl der Menschen mit intellektuellen Behinderungen verbringt fast ihr gesamtes Erwachsenenleben in einer Werkstätte. Die Tätigkeiten, die sie dort verrichten, sind keine Erwerbsarbeit. Deshalb bekommen sie auch kein Entgelt bzw. keinen Lohn. Sie sind auch nicht eigenständig krankenversichert und haben keinen Anspruch auf eine eigene Alterspension.

„Wir wollen wie andere erwachsene Personen auch eine eigene Sozialversicherung und Pension erhalten und finanziell nicht schlechter als andere gestellt sein und allein wegen einer Einschränkung an der Verwirklichung unserer Lebenschancen gehindert werden.“

Inklusion in Gemeinden – Der Schlüssel zur Selbstbestimmung
Menschen mit Behinderungen gehören von Anfang an mitten hinein in die Gemeinschaft. Kinder mit und ohne Behinderungen besuchen die gleichen Kindergärten und Schulen in ihrer Nachbarschaft. Ausbildung und Beruf finden gemeinsam in inklusiven Betrieben statt. In der Freizeit haben alle die Möglichkeit, in Sportvereinen, Theater- oder Musikgruppen ihrer Wahl mitzumachen. Das ist Inklusion, Ziel der UN-Behindertenrechtskonvention (kurz UN-BRK) und Teil der nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030.

Persönliche Assistenz
Eine zentrale Forderung von Menschen mit intellektuellen Behinderungen ist die Einführung eines bundesweiten Rechtsanspruches auf Persönliche Assistenz, die die bisherigen Dienstleistungen ergänzen soll. Persönliche Assistenz ist eine Form der persönlichen Hilfe, die sich Betroffene selbst organisieren, wodurch sie ihr Leben selbstbestimmter und unabhängiger gestalten können. Persönliche Assistenz bezieht sich auf die ganzheitliche Lebenssituation und stellt den Wunsch bzw. Willen in den Mittelpunkt. Sie unterscheidet sich von der herkömmlichen Begleitung, die in der Regel eine Gruppenbegleitung mit einer festen Tagesstruktur ist. Persönliche Assistenz ist eine Einzelbegleitung mit einer offenen Tagesstruktur. In ihr bestimmt die/der Assistenznehmer*in selbst, wo, wann, wie er oder sie Hilfe bekommt und wer die Hilfe leistet.

„Wir wollen persönliche Assistenz für alle Lebensbereiche erhalten und wollen selbst bestimmen können, wer diese Assistenz wie leistet.“

Selbstbestimmtes Wohnen
Menschen mit Behinderungen wollen selbst bestimmen, wo, wie und mit wem sie wohnen. Die eigenen vier Wände sind Grundvoraussetzung für ein gelungenes Leben. Sie bieten Privat- und Intimsphäre, Raum für persönliche Entfaltung. Sie sind Rückzugsmöglichkeit und Ausgangspunkt für Arbeit und Freizeit.

Inklusive Bildung
Wir fordern inklusive Bildung von der Frühförderung bis zur universitären und Berufsausbildung. Das heißt, dass wir keine Sonderschulen wollen und dass es keinen Vorwand geben darf, Menschen mit Behinderungen von Bildungschancen auszuschließen.

Recht auf 11. u. 12. Schuljahr für Kinder mit Behinderung
Kinder mit Behinderungen werden nach dem 10. Schuljahr gnadenlos vor die Schultür gesetzt. Sie bräuchten oft etwas länger, um gut den Übergang in eine weitere Ausbildung zu schaffen. Eine inklusive Bildung ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Leider zeigt sich, dass der politische Wille zur Umsetzung eines inklusiven Bildungssystems nicht vorhanden ist.

Unterstützte Entscheidung
Die unterstützte Entscheidung soll als Alternative zur Sachwalterschaft mit verschiedenen Unterstützungsstrukturen und Optionen zum Standard werden. Menschen mit Beeinträchtigungen haben das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Voraussetzung dafür ist die Anerkennung der vollen Geschäftsfähigkeit und das Recht auf Unterstützung dabei. Ziel ist es, das Sachwalterrecht als ein System der Beschränkung der Handlungsfähigkeit durch ein umfassendes und vielfältiges System der unterstützten Entscheidung zu ersetzen. Es sind neue Regelungen für die unterstützte Entscheidung partizipativ zu entwickeln und rechtlich zu verankern. So verschieden die Menschen mit Beeinträchtigungen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Wünsche und Bedarfe. Daher soll ein breites, rechtlich anerkanntes und zugängliches Angebot zur Unterstützung bei der Ausübung der Rechts- und Handlungsfähigkeit entwickelt und etabliert werden. Es soll eine Vielfalt bzw. ein Bündel von unterschiedlichen Unterstützungsformen geben. Beispiele für Unterstützungsmodelle sind Unterstützungskreise, Persönliche Zukunftsplanung, persönliche Vertrauenspersonen (Ombudsmann), betreutes Konto…

„Wir wollen bedarfsgerechte Unterstützung erhalten und bei allen Entscheidungen Unterstützung von Personen erhalten, denen wir vertrauen.“

Finanzielle Sicherheit
Die notwendige Finanzierung für eine personenzentrierte und sozialraumorientierte Unterstützung soll in den Budgets eingeplant werden. Die Unterstützungen durch die Gesellschaft soll als persönliches Budget erhalten werden, aus dem Dienstleister*innen selbstbestimmt ausgesucht und bezahlt werden können. Ein gesetzlich und finanziell abgesichertes Pflegegeld soll mit der allgemeinen Teuerung wachsen.

Barrierefreiheit
Gebäude, öffentliche Plätze, Arbeitsstätten und Wohnungen, Verkehrsmittel und Gebrauchsgegenstände, Dienstleistungen und Freizeitangebote, Kommunikation und Online-Anwendungen müssen so gestaltet werden, dass sie für alle ohne fremde Hilfe zugänglich sind

„Wir wollen umfassende Barrierefreiheit und bei allen Gelegenheiten dabei sein, mitmachen und überall hingelangen können.“

Gesundheit für alle
Menschen mit Behinderungen wollen in der Nähe ihrer Wohnung und ungehindert Leistungen der Gesundheitsdienste in Anspruch nehmen können.

Altern
Menschen mit Behinderungen wollen in allen Lebensphasen bedarfsgerechte Unterstützung und Pflege erhalten.

„Wir wollen selbst entscheiden dürfen, wie und wo wir wohnen und selber entscheiden, welche und wie viel Unterstützung wir benötigen.“

Einfache Sprache
Informationen in einfacher Sprache ermöglichen die Teilhabe aller, einfache Sprache spart Zeit beim Lesen.

„Wir wollen alles verstehen können.“

Achtsame Sprache und Medienaufmerksamkeit
Menschen mit Behinderungen wollen, dass in der Öffentlichkeit und in den Medien wertschätzend über sie gesprochen wird.

„Wir wollen, dass darüber berichtet wird, was wir können und was wir leisten. Wir wollen nicht immer als arm und schwach dargestellt werden. Wir wollen, dass über uns berichtet wird wie über andere auch.“